ERSTES SIMULATIONSZENTRUM AM BUNDESWEHRKRANKENHAUS HAMBURG EINGERICHTET

Patientensimulationspuppen werden am BwKrhs Hamburg ab 2009 für die Darstellung einsatzspezifischer Szenarien im Rahmen des Pilotlehrgangs „Einsatzvorbereitende fachliche Ergänzungsausbildung für Rettungsmediziner“ genutzt.

Allerdings musste bis dato eine Patientensimulationspuppe im Notarztwagen aufgebaut und betrieben werden (s. Seite 28 Abb. 4), was einerseits einen erheblichen Aufwand, andererseits aber auch durch den ständigen Auf- und Abbau einen drohenden vorzeitigen Verschleiß von Steckern und Verbindungen der Elektronik der Puppen bedeutete.

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Abb. 4: Lehrgangsteilnehmer beim Simulationstraining (aus dem Artikel "Einsatzorientierte Fachliche Ergänzungsausblidung für Rettungsmediziner am BwKRHS Hamburg")

Daher wurde hausintern entschieden, ein Simulationszentrum überwiegend mit eigenen Mitteln zu etablieren, was von den vorgesetzten Dienststellen unterstützt wurde. Hierzu eignete sich bestens die Infrastruktur der ehemaligen Zentralsterilisation, die planmäßig noch einige Jahre bis zum vorgesehenen Umbau nach Bezug des neuen Bettenhauses freistehen würde. In diesen Räumlichkeiten, die ohne größere Umbauten nicht für andere Zwecke des Hauses nutzbar sind, wurden mehrere Simulationsplätze etabliert. In einem Raum können sowohl Simulationen von Schockraumbehandlungen, von kritischen Intensivpatienten oder von Patienten während einer Operation genutzt werden (Abb.1).

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Abb. 1: Simulationssituation Anästhesie

Mit Eigenmitteln des BwKrhs Hamburg wurde für einen zweiten Simulationsplatz ein Mock-Up eines gepanzerten Sanitätsfahrzeugs nachgebaut (Abb. 2), in dem Rettungsmediziner unter realistischem Raumeindruck die Versorgung von Notfallpatienten im Einsatz trainieren können. Ferner wurden die weiteren zur Verfügung stehenden Trainer für einzelne Fähigkeiten (Gefäßpunktion, Intubation, Koniotomie etc.) ebenfalls in diesen Räumen zusammengefasst. Abgerundet wird die Einrichtung durch einen Besprechungsbereich, an dem mit den Übungsteilnehmern an Hand von Videoaufzeichnungen der Übungsablauf durchgesprochen und ggf. Optimierungspotential identifiziert werden kann.

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Abb. 2:Mock-Up gepanzertes Sanitätsfahrzeug

Seine erste Bewährungsprobe bestand das Simulationszentrum beim siebten Durchgang der „Einsatzvorbereitenden fachlichen Ergänzungsausbildung für Rettungsmediziner“, der vom 22.11.10 bis 10.12.10 durchgeführt wurde. Die Teilnehmer tauchten rasch in die gestellten Simulationsbilder im Nachbau des gepanzerten Sanitätsfahrzeugs ein und nahmen nicht zuletzt an Hand der Nachbesprechungen jede Menge Erfahrung und Einsichten in die eigene Tätigkeit am Patienten und des Teamverhaltens mit und äußerten sich sehr angetan vom neuen Simulationszentrum. Im Rahmen eines kurzen Besuches am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg hatte der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Hellmut Königshaus die Gelegenheit, im Simulationszentrum mit Teilnehmern des Lehrgangs ins Gespräch zu kommen (Abb. 3).

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Abb. 3:Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages Hellmut Königshaus im Simulationszentrum

Zwischenzeitlich wurden Kontakte zum Simulationszentrum an der Universität Tübingen (TüPASS) geknüpft, einem deutschen Referenzzentrum für medizinische Simulationsausbildung. Eine seit Spätsommer zur Abteilung gehörenden SanStOffz Ärztin für Anästhesiologie war bereits an diesem Referenzzentrum tätig gewesen. Derzeit werden neben den bereits bestehenden Szenarien für die Tätigkeit eines BAT-Arztes weitere Bilder für die Simulation entwickelt, um die Fertigkeiten für die Behandlung von Schockraum-, Intensiv- und Anästhesiepatienten zu verbessern. Neben den rein fachlichen Fähigkeiten steht hier die Teamausbildung und die Verbesserung vom Crew Ressource Management im Vordergrund. Ferner gibt das Simulationszentrum die Möglichkeit, notfallmedizinisches Personal aus dem Bereich des SanKdo I im Team auf ihren Auslandseinsatz vorzubereiten.

Mit der Etablierung des Simulationszentrums ist es erstmals gelungen an einem Bundeswehrkrankenhaus eine moderne Ausbildungstechnologie zu etablieren, die darüber hinaus auch noch ideal für die fachliche Vorbereitung von notfallmedizinischen Teams auf den Auslandseinsatz genutzt werden kann.

Datum: 15.03.2011

Quelle: Wehrmedizin und Wehrpharmazie 2010/4

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